Eine Übernachtungsmöglichkeit für zwei Personen mit Doppelstockbett und gemütlicher Sitzecke haben Thorsten Vogelsang (rechts) und Dieter Ladwig entwickelt. Fotos: Christoph Volkmer für KamenWeb.de
von Christoph Volkmer
Sogar an ein Leselicht haben die beiden Handwerker bei der Erstellung gedacht.Kamen. Dass nicht zwingend die Quadratmeter eines Hauses, sondern die Lebensqualität zählt, wird in Zeiten eines immer knapper werdenden Lebensraums in Städten immer mehr Menschen bewusst. Auch im Freizeitbereich setzt sich der Trend zum Kleinen verstärkt durch. Thorsten Vogelsang bietet dafür passende, mobile Behausungen an.
Stabil, wetterbeständig, langlebig, transportabel und mit allem Nötigen ausgestattet - das sind die Ziele, die der Caravan-Fachmann beim Bau seiner ersten Hütte als perfektes Zuhause für moderne Nomaden berücksichtigt hat. Selbst an Pflegemuffel hat der Kamener gedacht. „Dank des verwendeten Lerchenholzes muss die Hütte nicht einmal gestrichen werden“, sagt der 55-jährige Kfz-Mechaniker, dessen Firma sich im Hemsack befindet.
Der in Pandemiezeiten weiter verstärkte Trend des mobilen Reisens gab den Ausschlag, um zusammen mit Zimmermeister Dieter Ladwig den Bau einer Muster-Hütte anzugehen. Der Fröndenberger ist in dem Bereich schon lange vor dem aktuellen Trend der Tiny Houses aktiv gewesen und hat bereits 1994 ein erstes Wohnhaus in Holzbauweise gebaut.
„Die Leute nehmen gern ihre E-Bikes mit auf die Reise, das haben wir berücksichtigt und Platz dafür geschaffen“, sagt Vogelsang bei der Präsentation der etwa sieben Quadratmeter großen Unterkunft, die auf die Bedürfnisse von zwei Radfahrern zugeschnitten ist. Bis auf Scharniere, Schrauben, Scheiben, Heizung, Beleuchtung und Sicherungskasten ist alles andere in Handarbeit entstanden.
Im vergangenen Sommer kam das Projekt dann sichtbar in Bewegung. Mit der fertigen Hütte haben die beiden Tüftler eine Tour an fünf Campingplätze durchgeführt und sind dort auf große Begeisterung gestoßen. Dort gibt es oftmals rustikale Fässer, in denen Gäste übernachten können. „Unsere Lösung halte ich aber noch für deutlich komfortabler“, sagt Ladwig. Anfragen gab es bisher primär von Campingplatz-Betreibern, aber auch Privatkunden. Bei einem festen Auftrag kann ein kleines Haus innerhalb weniger Wochen hergestellt werden.
Für eine Jugendhilfe-Organisation entsteht gerade eine der kleinen Hütten mit individueller Ausstattung. Darin werden keine Betten eingebaut, sondern eine Sitzgruppe. „Die wollten ursprünglich einen Wohnwagen haben. Dann aber haben sie gesehen, dass sie hier mehr Platz haben, wenn sie mal mit einer Gruppe zu einer Tagestour unterwegs sein möchten“, so Vogelsang.
Schon seit seiner Kindheit ist Vogelsang Camper. „Der Uropa hat sich damals selbst in seiner Scheune einen eigenen Wohnwagen gebaut“, erinnert sich Vogelsang, der sein Geld eigentlich mit dem An- und Verkauf von Wohnmobilen sowie der Reparatur der Fahrzeuge verdient. Somit ist der Weg zu den kleinen Holzhäusern letztlich quasi eine ganz natürliche Entwicklung.
Kleines Haus ganz groß: 1700 Kilo ist das Bauwerk schwer, das auch dauerhaft in einem Garten platziert werden kann.