Siegerehrung nach dem Einzelfinale bei den Internationalen Tennismeisterschaften von Nordrhein-Westfalen in Kamen (von links): Robert Hampe (Präsident Westfälischer Tennis-Verband), Sieger Dimitar Kuzmanov, Dr. Manfred Weber (Präsident Tennisverband Mittelrhein), Kamens Bürgermeister Herman Hupe, Finalist Sekou Bangoura und Dr. Peter Puth (1. Vorsitzender VfL Tnenis Kamen). © Christoph Volkmer
Zweiter Titel des Bulgaren innerhalb einer Woche • US-Amerikaner Sekou Bangoura ohne Siegchance
Kamen. Der 24-jährige Dimitar Kuzmanov (ATP 329/TC Luitpoldpark München) ist Internationaler Tennismeister der Herren von Nordrhein-Westfalen. Dieser NRW-Titel wurde erstmals bei diesen 3. Kamen Open vergeben und damit wurde das mit 15.000 US-Dollar Preisgeld dotierte ITF-Turnier im Rahmend er GERMAN MASTERS SERIES powered by Wilson im Vergleich zum Vorjahr noch einmal aufgewertet. Der an zwei gesetzte Bulgare setzte sich mit 6:1, 7:5 gegen den an fünf gesetzten 26-jährigen US-Amerikaner Sekou Bangoura (ATP 405) durch. Der letzte Bulgare, der dieses Turnier - damals noch die Internationalen Westfälischen Meisterschaften auf der Anlage des Dortmunder TK Rot-Weiss 98 - gewinnen konnte, war übrigens kein Geringerer als der Weltklassespieler Grigor Dimitrov (ATP 6) im Jahr 2010.
Nach dem Sieg von Kuzmanov am vergangenen Sonntag beim ITF-Turnier im schleswig-holsteinischen Kaltenkirchen konnte der Tennisprofi nun einen weiteren Titelgewinn verzeichnen. Der aus Plovdiv stammende Sieger ist nunmehr seit zehn Spielen ungeschlagen und hat weder in Kaltenkirchen noch in Kamen einen Satz abgegeben. Sekou Bangoura kam einem Satzgewinn von all seinen zehn Gegnern zumindest am nächsten, auch wenn es anfänglich ganz und gar nicht danach ausgesehen hatte. Denn zu Beginn der Partie spielte nur Kuzmanov und brachte sein Gegenüber mit der Länge seiner Schläge zur Verzweiflung. Er zwang ihn Folge dessen vor allem im ersten Satz zu Fehlern und zu einem riskanten Spiel. Bis zum 5:0 nach gerade einmal 21 Minuten Spielzeit gestattete Kuzmanov seinem Gegenüber Bangoura gerade einmal zwei Punktgewinne und nahm ihm zwei Mal den Aufschlag ab. Der US-Amerikaner zuckte wiederum nur mit den Schultern und war weiter auf der Suche nach seinem Spiel. Doch urplötzlich schien er es gefunden zu haben. Die anfängliche Nervösität war wie weggeblasen, die Fehlerquote wurde niedriger und der Lohn war der erste Spielgewinn überhaupt. Aus einer einseitigen Partie entwickelte sich zur Freude der rund 300 Zuschauer ein ansehnliches Match.
Der zweite Satz war dann auch ein völlig anderer als der erste Durchgang. Gleich das erste Spiel war heiß umkämpft, trotzdem schaffte es der Bulgare, dem US-Amerikaner erneut den Aufschlag abzunehmen. Beim Stand von 2:1 und 0:40 holte sich der US-Amerikaner seine ersten drei Breakbälle überhaupt, doch der Bulgare konnte alle abwehren.
Fortan gewann Bangoura seine Aufschlagspiele souverän, während Kuzmanov zu wackeln begann. Auch im achten Spiel hatte der US-Amerikaner wieder Breakchancen, Kuzmanov überließ ihm sein Aufschlagspiel mit einem Doppelfehler zum 4:4. So energisch der Bulgare begonnen hatte, so müde wirkte er zu diesem Zeitpunkt, auch bei der Länge seiner Schläge ließ er deutlich nach. Der US-Amerikaner nutzte dies aus, machte nun selbst unglaublich Druck und ging kurze Zeit später - das erste Mal überhaupt in dieser Partie - in Führung. Das Momentum sprach zu diesem Zeitpunkt eindeutig für den US-Amerikaner, auch wenn Kuzmanov kurze Zeit später zum 5:5 ausgleichen konnte: „Bravo Mita“, hallte es aus dem Grund. An der Seitenlinie jubelte eine kleine Gruppe von mitgereisten Bulgaren, Freunde von Kuzmanov aus seiner Heimatstadt Plovdiv. Dies schien den 24-Jährigen zu beflügeln und seine Müdigkeit vergessen zu lassen.
Plötzlich spielte er wieder deutlich energischer und energiegeladener, hatte kurze Zeit später selbst zwei Breakbälle und konnte den zweiten nutzen. Somit schlug der Bulgare beim Stand von 6:5 zum Match auf und holte sich wenig später seinen ersten Matchball, den der US-Amerikaner mit einem Rückhand-Return-Winner abwehren konnte. Doch bei den nächsten beiden Aufschlägen war Bangoura chancenlos. Um 13.55 Uhr hatte es Dimitar Kuzmanov geschafft, er hatte sich den Satz mit 7:5 und damit auch das Match sowie den Turniersieg geholt. Er reckte seine beiden Arme in die Luft und lief zu seinem kleinen, aber feinen Fanclub herüber, um sich dort die bulgarische Flagge abzuholen. Einen Moment später verbeugte er sich, die Flagge immer noch in den Händen, fast andächtig, in sich ruhend, in Richtung Publikum.
Sieger Kuzmanov ist kein Mann der großen Emotionen, wie er selbst sagt: „Ich habe viel daran gearbeitet, vor einiger Zeit war ich noch sehr ungestüm auf dem Platz.“ Eine Aussage, die man kaum glauben kann, wenn man den Mann aus Plovdiv die Turnierwoche über verfolgt hat. Seine neue innere Ruhe hat ihm in diesem Jahr auf jeden Fall bereits ITF-Titel Nummer vier beschert. Nach der Woche in Kamen geht es für ihn erst einmal nach Hause, um dort weiter an seinem Spiel zu arbeiten - begleiten werden ihn seine bulgarischen Freunde, die ihn auf dem kleinen Centre Court des VfL Tennis Kamen zum Sieg getragen haben. Danach wird der Bulgare in den kommenden Wochen sein Glück ausschließlich bei Challengerturnieren versuchen.
Der unterlegene Sekou Bangoura beglückwünschte bei der anschließenden Siegerehrung noch einmal seinem Gegner zu einem tollen Turnier und bedankte sich vor allem bei den Platzpflegern und der Gastronomie für die geleistete Arbeit während der Turnierwoche: „Ich habe mich hier sehr wohl gefühlt und hoffe, im nächsten Jahr wieder dabei sein zu können.“ In der Tat hatten die Platzpfleger während der Kamen Open besonders viel zu tun. Anfänglich hatte sie mit einem nächtlichen Wasserrohrbruch und dessen Folgen auf dem Center Court zu kämpfen, gegen Ende der Turnierwoche mit den durch die Hitzewelle sehr trockenen und staubigen Plätzen. Auch Verbandspräsident Präsident Robert Hampe sprach, auch im Namen seines Mittelrhein-Verbandskollegen Dr. Manfred Weber, noch einmal den rund 20 freiwilligen Helfern seinen Dank aus und schenkte Ihnen dabei Blumen, Flaschen Sekt und Gutscheine des Variete-Theaters GOP mit den Worten: „Ohne sie wäre so ein Turnier nicht möglich.“
Westfalens-Tennispräsident Robert Hampe (rechts) bedankte sich am Finaltag der 3. Kamen Open beim scheidenden Bürgermeister Hermann Hupe mit einer vom renommierten Bildhauer Alfred Gockel geschaffene Tennisspieler-Skulptur. © hofmedia
Kamens Bürgermeister Hermann Hupe verabschiedet
"Robert Hampe: Die Kamen Open wären ohne dich nicht möglich gewesen"
In der Stadt Kamen geht eine politische Ära zu Ende, denn Bürgermeister Hermann Hupe steht für eine weitere Amtszeit aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr zur Verfügung. Seit 2003 war der heute 68-Jährige erster Bürger seiner Stadt und so waren die 3. Kamen Open als Internationale Tennis-Meisterschaften der Herren von Nordrhein-Westfalen auch zugleich sein letztes Turnier in seiner Funktion als Bürgermeister. Da ohne Hermann Hupe dieses internationale ITF-Turnier wahrscheinlich nie zustande gekommen wäre, hat der Westfälische Tennis-Verband (WTV) in Partnerschaft mit dem Sportverband Kamen am sonntäglichen Finaltag zu einem Empfang eingeladen. Dieser diente zugleich auch um Danke zu sagen und den scheidenden Bürgermeister in den Unruhestand zu entlassen. Rund 50 geladene Gäste, darunter einige Kamener Sportvereine, WTV-Präsidiumsmitglieder und Turniersponsoren, waren erschienen und Verbandspräsident Robert Hampe bedankte sich mit Persönlichen Worten bei seinem Freund Hupe: „Lieber Hermann, wir sind hier um dir die Referenz zu erweisen. Seit deinem Amtsantritt kennen wir uns und ich kann nur sagen, du bist ein toller Bürgermeister. Du hast für uns als Tennisverband immer ein offenes Ohr gehabt und uns maßgeblich unterstützt. Als wir mit der Idee zu dir gekommen sind, hier ein internationales Turnier zu veranstalten, warst du Feuer und Flamme. Und maßgeblich dafür verantwortlich, dass wir es heute bereits zum dritten Mal veranstalten können. Dafür darf ich mich im Namen des westfälischen Tennissports bei dir ganz herzlich bedanken.“
Die öffentliche Würdigung von Hermann Hupe durch den westfälischen Verbandspräsidenten Hampe war das eine, dass andere war ein passendes Geschenk von Seiten des Westfälischen Tennis-Verbandes. Der renommierte Maler und Bildhauer Alfred Gockel, der sich durch Kunst im öffentlichen Raum wie zum Beispiel durch die >Gelbe Engel-Skulptur< am Kamer Kreuz - zwischen den Autobahnen A1 und A2 - einen Namen geschaffen hat, hat einen knapp 80 Zentimeter großen Tennisspieler auf Stahl angefertigt. Als Zeichen des Dankes überreichte Robert Hampe Herman Hupe diese attraktive Skulptur. Auch Martin Kusber (Vorsitzender Sportverband Kamen) sagte Danke und bezeichnete Hupe als einen Bürgermeister mit viel Sachverstand. „Durch dich ist Kamen zur Sportstadt geworden und die Entwicklung ist als positiv zu bezeichnen. Wie man an der Entwicklung des Tennisturniers sehen kann und ich hoffe, dass Spieler aus Kamen auch einmal in Wimbledon für Furore sorgen können.“
Angesichts der Ansprachen und des Lobes zeigte sich Hermann Hupe sehr gerührt und gab dies auch >das bin ich nicht oft< öffentlich zu. In seinen Worten wies er zum einen daraufhin, dass sich in Kamen der Leistungs- und Breitensport bestens ergänzen: „Das sind zwei Seiten einer Medaille und die motivieren sich gegenseitig.“ Das Kamen in der Sportwelt einen Namen hat, verdankt die Stadt der Tatsache, dass zwei große überregionale Verbände ihren Standort hier haben: „Dafür stehen das Tennisleistungszentrum und der Fußball- und Leichtathletikverband in Kaiserau. Das alles basiert sehr hohem Niveau, was uns dann letztlich auch hervorhebt. Alles zusammen, mit den zwei Verbänden und mit unseren heimischen Sportvereinen, haben wir in unserer sehenswerten und attraktiven Spitzensport.“