Auch "Hausmeister Machulke" alias Entertainer Bernd Böhne darf bei "Radio Ruhrpott" auf keinen Fall fehlen. Foto: Stefan Milk
von Alex Grün
Das "Radio Ruhrpott"-Ensemble in Action: Auf der Bühne stehen außer der Band insgesamt 13 Sängerinnen, Sänger, Tänzer und Schauspieler. Foto: Stefan MilkKamen. Im Mai feiert in Castrop-Rauxel ein bisher einzigartiges musiktheatralisches Genre seine Geburt: Das "Ruhrical". Einer der Väter ist der Kamener Musiker und Entertainer Bernd Böhne.
Unter dem Titel "Radio Ruhrpott" haben Böhne und seine Mitstreiter ein Potpourri aus Musik, Fußball und Industrieromantik zusammengerührt und in Form des "Ruhricals" gegossen. Dass Fußball und Bergbau zum Ruhrgebiet gehören wie der "Bremsklotz" zum Pils, ist ja weltweit bekannt - dass im Pott aber auch seit Jahrzehnten jede Menge auch internationale Kultur brodelt, wissen längst nicht alle. So kommt es, dass im Repertoire der Show plötzlich der "Jackson 5"-Klassiker "Blame it on the Boogie" auftaucht. Den kennt jeder, ob er es weiß oder nicht, aber kaum jemand hat auf dem Schirm, dass dieser Song in den Siebzigern von der Dortmunder Funk-Formation "Mardi Gras" kreiert wurde - ein internationaler Tophit "made im Ruhrgebiet". Und längst nicht der einzige: Doch wem sagt schon der Name Konrad Elfers etwas? Der 1996 verstorbene Essener hat sich mit dem Titelsong für die Pippi Langstrumpf-Filme ein Denkmal gesetzt. Natürlich darf auch ein Sasha-Special nicht fehlen, wenn es darum geht, Welthits aus der Region zu präsentieren, ebenso wenig wie die Tributes an die lokalen Charts-Stürmer auf nationaler Ebene, darunter selbstverständlich an Herbert Grönemeyer, Nena oder Extrabreit, aber auch an Stefan Stoppok oder die Fritz Brause Band. Im Song-Pool findet sich authentischer Weise sogar das Sauflied "Bottroper Bier" von Jürgen von Manger alias Tegtmeier. Verpackt ist das Ganze in eine Lovestory zwischen der Ruhrpott-Perle Petra und dem im Körper eines Bergmanns gefangenen Rockstars Ritchie, und spielt in den 70er und 80er Jahren. Teile der Show spielen dabei "untertage" vor einer aufwändigen Gruben-Kulisse, wo eine Bergkolonne dann auch das obligatorische Steiger-Lied zum Besten gibt. Das Ensemble präsentiert das Ruhrgebiet als "magisches Dreieck" aus Pop/Rock, Bergbau-Nostalgie - und natürlich Fußball. Dass der nicht zu kurz kommt, ist bei Überzeugungs-Schalker Böhne eine Selbstverständlichkeit. Deshalb wird im Rahmen einer akustischen Zeitreise an das Jahr 1997 erinnert, als Borussia Dortmund die Champions-League gewann, Schalke 04 den UEFA-Cup holte und das Ruhrgebiet so zur Fußball-Hauptstadt wurde. Aus dem "Off" werden altbekannte Stimmen zu hören sein: Für eine Reminiszenz an das legendäre Fußballjahr holten die "Ruhrical"-Macher die Sportreporter-Legenden Manni Breuckmann und Werner Hansch mit ins Boot, die ihre Original-Kommentare von damals eigens für "Radio Ruhrpott" neu einsprachen. Das Hauptaugenmerk der Show liegt insgesamt aber, bei aller Fußball-Begeisterung, auf der Love-Story.
Das Ensemble, das vom Drummer bis zur Maskenbildnerin ausschließlich aus "Ruhris" besteht, hat also ein breites thematisches Spektrum in Musik und Tanz gepackt, um möglichst viel identitätsstiftende Wirkung zu erreichen. Die Keimzelle für "Radio Ruhrpott" war Böhnes bekannte "Magic Radio Show", die er seit rund 20 Jahren immer mal wieder auf heimischen Bühnen aufleben lässt. Das neue Konzept überzeugte die Leitung des Ruhrfestspielhauses Recklinghausen, das als Veranstaltungsort jedoch aufgrund von Umbauarbeiten bis auf Weiteres ausfällt. So fiel die Wahl der Location auf das Event-Forum in Castrop-Rauxel, "sozusagen auf neutralem Gebiet zwischen Dortmund und Schalke", schmunzelt Böhne. Dort soll in diesem Jahr eine Reihe von 20 "Radio Ruhrpott"-Shows gespielt werden. Show-Profi Böhne hofft, dass sich seine Ruhrpott-Revue auch danach längerfristig etabliert. Start ist am Samstag und Sonntag, 4. und 5. Mai, die Vorstellungen laufen bis Dezember. Tickets und Weitere Infos unter "www.radioruhrpott.de".