-Anzeige-

Anzeige

Kamener Stadtpflanzen - Folge 57: Die Stadt im Namen: Die Echte Nelkenwurz

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Natur & Umwelt

von Dr. Götz Loos

sp57 1GLEchte Nelkenwurz (Geum urbanum) vor der Wand der Turnhalle des GymnasiumsKamen. Tatsächlich trägt die Echte Nelkenwurz die Stadt im Namen, aber zunächst im wissenschaftlichen: Geum urbanum - "urbanum" kommt vom lateinischen "urbs", Stadt. Deshalb spricht man alternativ auch von der Stadt-Nelkenwurz. Aber eine Stadtpflanze im engeren Sinne, also Bewohner von Extremstandorten (insbesondere Trockenheit), ist sie nicht. Oder vielmehr: War sie nicht!

Zwar beobachtete ich die Art nicht gerade selten schon im Kamener Siedlungsbereich Mitte, jedoch fand sie sich stets an halbschattigen bis schattigen Standorten wie Gartenhecken, Gehölzstreifen, unter Bäumen (z.B. am Sesekedamm), in meist älteren schattigen Gärten, in Staudensäumen, die zumindest etwas Schatten am Tag abbekamen, auf Brachen in schattigeren Bereichen etc. Ihre Hauptstandorte waren jedoch Waldwege, Waldsäume, mehr oder weniger gestörte, nicht zu schattige Stellen im Waldesinneren - somit hauptsächlich außerhalb der Siedlungsgebiete.

Kamener Stadtpflanzen - Folge 56: Wildes für die Gabel: Der Gewöhnliche Feldsalat

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Natur & Umwelt

von Dr. Götz Loos

SP56GL 1Gewöhnlicher Feldsalat an der Maibrücke Kamen. Als Blattsalat wohlbekannt, als Wildpflanze wenig beachtet, fristet der Gewöhnliche oder Echte Feldsalat (Valerianella locusta) sein Dasein. Zu Beginn meiner Untersuchungen in den 1980er Jahren war er im Stadtgebiet eine ausgesprochene Seltenheit, vor allem in Methler gab es Vorkommen, überwiegend an oder in Nähe der Seseke. Inzwischen hat er sich im Seseke-Einzugsbereich ausgebreitet, auch in den Mitte-Siedlungen ist er in Sesekenähe an einigen Stellen erschienen. Da nicht viele seine Blüten kennen, wird er eben nicht erkannt. Die Ernte erfolgt ja in der Regel dann, wenn die Grundblätter reichlich entwickelt sind, jedoch Blütenstände noch nicht ausgebildet.

SP56GL 2Blütenstand des Gewöhnlichen FeldsalatesDie Gartenpflanzungen des Gewöhnlichen Feldsalates haben etwas zugenommen, aber sehr oft sieht man keine Beetkulturen der Art. Zwischenzeitlich waren es fast nur Pflanzungen in Gärten und Grabeland von Migrantinnen und Migranten, zu den traditionellen selbst angebauten Salat- und Gemüsepflanzen gehörte der Feldsalat eher in kleinerem Umfang bei uns. Aufgrund der Kräftigkeit der Blätter wie der ganzen Pflanzen kann man die Gartensorten unter convar. oleracea von den Wildtypen trennen, verwilderte Exemplare lassen sich an magereren Standorten allerdings nicht immer deutlich von den "wirklich wilden" Individuen unterscheiden. Solche Verwilderungen wurden in Kamen-Mitte nur extrem selten festgestellt.

Zurück zum Aussehen der blühenden Pflanze: Etwas sparrig verzweigt ist sie, mit halbkugeligen, scheindoldigen Blütenständen, aus denen kleine weißlich-lila bis -bläuliche Kronblätter hervorlugen. Es entwickeln sich Nussfrüchte, die länglich in der Form sind und auf der einen Seite ein einsamiges Fruchtfach aufweisen, auf der anderen Seite sind zwei taube Fächer, die Schwimmen und einen kurzen Transport mit Wind ermöglichen. Gewöhnlich fallen sie direkt herunter.

Feldsalat lohnt immer einen Anbau, weil er zu den gesündesten Gemüse- bzw. Salatpflanzen gehört, u.a. durch seinen hohen Eisengehalt. Und er ist ein Wintergemüse. Auch die Wildpflanzen keimen im Herbst und überdauern als Blattrosette, zur Blüte kommen sie im folgenden Frühling.

Der Begriff: Scheindolde versus Dolde

Schein- oder Trugdolden, wie sie u.a. beim Feldsalat auftreten, sind Blütenstände, die auf den ersten Blick aussehen wie Dolden. Dolden sind schirmförmig angeordnete Blütenstände, bei denen die Stiele der einzelnen Blüten oder von Teilblütenständen in einem Punkt am oberen Ende des Stängels zusammenlaufen. Bei den Teilblütenständen ist dies stets zusätzlich bei den einzelnen Blütenstielen ebenso der Fall, weshalb man dann von Doppeldolden spricht (so bei den meisten Gattungen der Familie Doldenblütler).

Eine Scheindolde sieht auf den ersten Blick aus wie eine Dolde. Jedoch münden bei diesen die Stiele der Blüten oder Teilblütenstände nebeneinander oder sogar etwas weiter entfernt am oberen Ende des Stängels ein.

 

SP56GL 3Großer Bestand des Gewöhnlichen Feldsalates (Valerianella locusta) nahe Eilater Brücke

Kamener Stadtpflanzen - Folge 55: Kleine weiße Augen im Pflaster: Das Sand-Hornkraut

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Natur & Umwelt

sp55 1GLStark drüsiger Typ (in einem Pflanzkübel am Ostring)

von Dr. Götz Loos

Kamen. Im trockenen, kurz gehaltenen Grasland in Gebieten mit Sandböden wächst es schon immer scharenweise - das Sand-Hornkraut (Cerastium semidecandrum). In Kamen war es früher eine fast reine Bahnhofspflanze. Wie viele andere einjährige Pflanzen, die trockene Standorte bevorzugen, hat es sich in den letzten Jahren reichlich ausgebreitet und ist generell in vielen Siedlungsbereichen des Kreises Unna, eben auch in Kamen, verbreitet anzutreffen.

Kamener Stadtpflanzen - Folge 54: Für die Küche geeignet: Das Tellerkraut

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Natur & Umwelt

SP54 1GLMassenvorkommen des Tellerkrautes (Claytonia perfoliata) an Hauswandfuß nahe Koppelstraße

von Dr. Götz Loos

SP54 3GL Tellerkraut mit typischen Grundblättern am Koepeplatz vor MauerTellerkraut, Kubaspinat, Winterportulak, Winterpostelein... gleich unter mehreren deutschen Namen wird die Pflanze geführt, deren wohlklingende wissenschaftliche Bezeichnung Claytonia perfoliata ist. Die deutschen Namen weisen zum Teil auf die Verwendung dieser Art als Gemüse hin. Tatsächlich wird sie bei uns aber erst neuerdings und nur sehr vereinzelt in Gärten gepflanzt.

Als vornehmlichen Bewohner sandiger Böden gibt es das Tellerkraut schon ziemlich lange im Kreis Unna. Ob es in Folge kulinarischer Zwecke hierhin gelangt war, scheint zweifelhaft - wie überhaupt ganz unsicher ist, wie dieser Neophyt aus Nordamerika in westfälische Gefilde gelangt ist. Das langzeitliche Auftreten vorwiegend auf Sand ist jedoch dokumentiert, ebenso wie das massenhafte Auftreten zuerst vor allem als Begleitkraut in Gärtnereien und Baumschulen sowie (von da aus) in Beeten, Pflanzkübeln, Gärten u.ä. Auf diese Weise wurde die Art vielleicht auch nach Kamen verschleppt, eventuell - zudem - mit sandiger Füllerde. Jedenfalls wären beide Quellen plausibel und sind bei manchen Vorkommen nachvollziehbar.

Inzwischen ist das Tellerkraut an einer ganzen Reihe an Stellen im Siedlungsbereich Mitte vorhanden und hat in Ausbreitung und Bestandsvergrößerung innerhalb von zwei Jahren einen Riesenschritt gemacht. Die größten Bestände finden sich in der Siedlung um den Galenhof, wo Massenbestände in Scherrasen, an Hauswandfüßen, in Pflasterfugen, am und auf dem Spielplatz und diverse andere Kleinlebensräume eingenommen wurden. Am Markt ist interessant, dass die Art in Blumenkübeln und -töpfen wächst, aber dort wahrscheinlich nicht mit eingeschleppt wurde, sondern vom Koepeplatz aus dorthin gelangte (dort innerhalb eines Jahres eine örtliche Massenausbreitung).

SP54 2GLTypisch zusammengewachsene Hochblätter des Tellerkrautes mit Blütenständen in Pflanzkübel am MarktDas Tellerkraut ist eine völlig unverkennbare Pflanze durch ihre außergewöhnliche Blattspreitenform. Die Grundblätter, die in einer Rosette angeordnet sind, haben eine rhombisch-eiförmige Spreitengestalt und erinnern an das "Pik" der Spielkarten. Die oberen Blätter am Stängel sind jeweils paarweise komplett miteinander verwachsen, als wenn der Stängel durch ein großes, rundliches Blatt hindurchstechen würde. Die Blüten besitzen jeweils 5 ziemlich kleine weiße Kronblätter und betreiben (gänzlich?) Selbstbestäubung. Die ganze Pflanze ist auffallend fleischig, speichert also Wasser, was dem Überleben an trockenen Standorten zugute kommt.

Der Begriff: Rosette

Was ein kerniger Westfale unter Rosette versteht, soll hier nicht weiter ausgeführt werden... Botanisch gesehen, sind dies jedenfalls grundständige, also an der Basis des Stängels sitzende und meisthin dem Boden aufliegende Blätter, die rund um die Stängelbasis angeordnet sind. Seltener können sich auch Rosetten an Stängelknoten einiger Pflanzenarten entwickeln, besonders wenn diese in ihrer Entwicklung scheinbar schon nahe am Ende sind; auf diese Weise kommt noch einmal Leben in die fast abgestorbene Pflanze, denn aus der Rosette können nochmals (meist kürzere) Sprosse wachsen. Rosetten lassen sich oft als das Ergebnis gestauchter Stängelabschnitte betrachten.

Kamener Stadtpflanzen - Folge 53: Bleich, aber nicht verblichen: Die Bleiche Vogelmiere

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Natur & Umwelt

SP53 3GLBestand der Bleichen Vogelmiere in Beet am Markt (u.a. mit Roter Taubnessel und Gewöhnlichem Greiskraut)

von Dr. Götz Loos

SP53 1GLBleiche Vogelmiere (Stellaria pallida) an BaumfußDie Vogelmieren oder Vogel-Sternmieren bilden eine Großgruppe, von denen in Kamen vier "engere" Artenkomplexe auftreten. Am bekanntesten ist der Komplex der Gewöhnlichen Vogelmiere (Stellaria media als engere Gruppe), welcher im Siedlungsraum Kamen-Mitte wie darüber hinaus häufig vorkommt. In den Siedlungsgebieten vielfach nahezu gleich häufig ist die Bleiche Vogelmiere (Stellaria pallida; nach Meinung einiger Forschender ist der Name Stellaria apetala hierauf anzuwenden und gültig, was ich aber für zweifelhaft halte).

In den 1980er Jahren gab es diese Miere anfangs nicht in Kamen-Mitte. Verbreitet fand sich die Bleiche Vogelmiere vornehmlich in Scherrasen in Siedlungsgebieten auf Sandböden, Kamen nächstgelegen in Bergkamen und Hamm. Doch setzte später eine Ausbreitung nach und dann innerhalb Kamen und vielen weiteren Städten und Gemeinden drumherum ein, auch in den Ruhrgebiets-Großstädten. Heute ist sie in Kamens Siedlungen verbreitet bis häufig anzutreffen, stets in großen Vorkommen, vor allem in Scherrasen, aber auch an offenen (ruderalen), brachliegenden Stellen, an Straßenrändern, in Rinnsteinen, Pflasterfugen, an Säumen z.B. vor Gartenhecken, auf Komposthaufen, in Beeten etc. Nicht selten wächst sie Seite an Seite mit Gewöhnlichen Vogelmieren.

Kamener Stadtpflanzen - Folge 52: Mit zwei Farben: Die Breitblättrige Traubenhyazinthe

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Natur & Umwelt

SP52 1GLBreitblättrige Traubenhyazinthen mit Selbstaussaat im Schulgarten des Gymnasiums

von Dr. Götz Loos

SP52 2GLTeils selbst ausgesäte Breitblättrige Traubenhyazinthen (teilweise neben Armenischen Traubenhyazinthen) an der Hammer StraßeGeradezu allerorten im Siedlungsbereich blühen die Armenischen Traubenhyazinthen (Muscari armeniacum) mit ihren ziemlich einheitlich blauen Blüten - eine der am häufigsten verwilderten Zierpflanzen, der schon ein Porträt in dieser Reihe gewidmet war. Von Jahr zu Jahr breitet sich diese Art mehr aus, auch bereits unabhängig von Pflanzungen.

Eine verwandte, jedoch etwas später aufblühende Art ist die Breitblättrige Traubenhyazinthe (Muscari latifolium). Sie fällt durch Zweifarbigkeit im Blütenstand auf: Die oberen Blüten(-Hüllen) sind kräftig blau, die unteren schwarzviolett, mehr oder weniger blaustichig. Auch hat sie nicht die zahlreichen, zur Blütezeit meist schlaff hängenden bis liegenden, mehr oder weniger schmalen Blattspreiten der Armenischen Traubenhyazinthe, sondern ein bis zwei starre, breite Blätter.

Aus der Türkei stammend, wird die Breitblättrige Traubenhyazinthe genau wie die Armenische als Zierpflanze kultiviert, nur erheblich seltener. Zwar hat sie etwas im Anbau zugenommen, kann aber längst nicht als häufig bezeichnet werden. Umso bemerkenswerter erscheint, dass sie sich schnell ausbreitet, scheinbar auch aus Samen, nicht nur durch Abteilung von Tochterzwiebeln, denn selbständig aufkommende Tochterpflanzen der kultivierten Exemplare stehen mitunter in deutlichem Abstand zu diesen.

Die erste derartige Verwilderung beobachtete ich bereits vor einigen Jahren auf dem evangelischen Friedhof in Methler. Im Siedlungsgebiet Mitte fand ich erst sehr wenige Vorkommen mit Vermehrung. Tatsächlich ist dies allerdings an nahezu allen Pflanzstellen der Fall, wenn die Art nicht gerade eben erst eingesetzt wurde.

Der Begriff: Zwiebel

Beim Begriff Zwiebel denkt man zunächst einmal an die in der Küche verarbeiteten Zwiebeln. Aber der Begriff "Blumenzwiebel" ist freilich auch bekannt. Die Breitblättrige Traubenhyazinthe gehört zu den frühblühenden "Zwiebelblumen" - so wie Narzissen, Tulpen, Hyazinthen, Blausterne, Schneeglöckchen etc. etc.
Zwiebeln sind gestauchte, unterirdische Sprossabschnitte, die im Umriss herzförmig, rundlich oder länglich sind. Außen schützt die häutige, meist trockene Zwiebelschale die Zwiebel vor Austrocknung. Im Inneren befindet sich die so genannte Zwiebelscheibe, an der fleischige, besondere Blätter, die Niederblätter sitzen, welche um die Scheibe angeordnet sind.

Diese Blätter dienen als Speicherorgane, mit denen die jeweilige Pflanzenart die ungünstigen Jahreszeiten überlebt. Da viele Zwiebelpflanzen in Gehölzen wachsen, ist damit die Zeit gemeint, in der die Blätter der Bäume und Sträucher voll entwickelt sind und den Boden beschatten. Nur wenn im Frühjahr die Blätter der Holzgewächse noch fehlen, können sich oberirdische Sprosse entwickeln, die Pflanzen blühen und fruchten. Wird es schattiger, verwelken die oberirdischen Teile meistens und sterben ab. Die Zwiebeln sorgen für das Überdauern der Pflanzen bis zum nächsten Frühjahr bzw. Vorfrühling. Damit zählen die meisten Zwiebelpflanzen zu den Frühblühern (Frühjahrsgeophyten), die alle ähnliche Lebensstrategien besitzen.